
Strategiequalität - Der hidden Champion unter den Business-Metriken
Strategiequalität - das unterschätzte Erfolgsasset
Strategiequalität – was verbirgt sich dahinter? Einfach gesagt geht es darum, wie gut die Geschäftsstrategie eines Unternehmens ist. Eine klare, durchdachte und anpassungsfähige Strategie kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Gerade im Mittelstand wird dieser Faktor jedoch oft unterschätzt.
Dabei ist die Qualität der Strategie ein immaterieller Vermögenswert mit großem Einfluss – ähnlich wie Markenimage oder Know-how. In diesem Artikel beleuchten wir, warum Strategiequalität als Businessmetrik so wichtig ist, warum sie häufig unterbewertet wird und wie mittelständische Unternehmen sie gezielt verbessern können. Ein praxisnahes Beispiel aus dem Mittelstand zeigt, was eine gute Strategie ausmacht.
Was bedeutet Strategiequalität?
Strategiequalität beschreibt, wie gut eine Unternehmensstrategie inhaltlich aufgestellt ist. Eine hochwertige Strategie liefert klare Antworten auf zentrale Fragen:
- Wo wollen wir hin?
- Wie erreichen wir das?
- Worin liegen unsere Stärken und einzigartigen Vorteile?
Sie berücksichtigt Markttrends, Kundenbedürfnisse und mögliche Risiken. Eine gute Strategie ist klar formuliert, realistisch umsetzbar und flexibel genug, um auf Veränderungen reagieren zu können. Sie schafft einen gemeinsamen Fokus im Team und motiviert die Mitarbeiter. Kurz: Hohe Strategiequalität bedeutet, dass ein Unternehmen weiß, was es tut und warum.
Unternehmen mit exzellenter Strategie haben im Wettbewerb einen klaren Vorteil, während Firmen ohne klare Strategie früher oder später ins Hintertreffen geraten.
Warum ist Strategiequalität so wichtig?
Eine hochwertige Strategie wirkt wie ein Kompass. Sie gibt mittelständischen Geschäftsführern Orientierung bei wichtigen Entscheidungen. Gleichzeitig ist sie ein immaterielles Asset – man sieht sie nicht direkt in der Bilanz, aber sie erzeugt langfristig Wert.
Beispiele zeigen, dass Unternehmen mit klarer strategischer Ausrichtung stabiler durch turbulente Zeiten gehen. Oft sind es die sogenannten Hidden Champions (weltweit führende Nischenanbieter), die dank kluger Strategien nachhaltig erfolgreich sind. Ihr Erfolgsrezept: Fokussierung auf Kernkompetenzen, gepaart mit Innovationsfreude und internationaler Ausrichtung – kurzum, Strategiequalität auf höchstem Niveau.
Warum wird Strategiequalität oft unterschätzt?
Trotz ihrer Bedeutung wird Strategiequalität im Alltag vieler mittelständischer Firmen unterschätzt. Häufig liegt der Fokus auf dem Tagesgeschäft – Aufträge abwickeln, Kunden bedienen, Probleme lösen. Die strategische Planung bleibt dabei auf der Strecke.
Ein Grund für die Unterschätzung: Strategiequalität ist schwer messbar. Im Gegensatz zu Umsatz oder Produktionszahlen gibt es keinen einfachen Indikator auf dem Dashboard. Viele Führungskräfte spüren zwar, wenn etwas in der Ausrichtung nicht stimmt, aber sie zögern, systematisch daran zu arbeiten.
Zudem herrscht manchmal die Meinung vor, Strategie sei etwas für große Konzerne mit Stabsabteilungen und Beratern. Doch das ist ein Trugschluss: Eine gute Strategie kann auch in einfachen Worten und klaren Zielen bestehen – sie muss kein dicker Hochglanz-Report sein.
Wie verbessert man seine Strategie?
Die Entwicklung einer Unternehmensstrategie ist anspruchsvoll. Verschiedene Risiken und Fallstricke können die Strategiequalität gefährden:
- Lange Historie und Betriebsblindheit: “Das haben wir schon immer so gemacht” und “noch funktioniert das ja alles” sind häufige Sätze in Strategiediskussionen. Sie erschweren oft eine proaktive Anpassung der Strategie, noch bevor es wirklich kritisch wird. Und selbst dann sind Entscheider oft in ihrer Perspektive gefangen.Ohne externe Unterstützung übersieht man leicht seine eigenen blinden Flecken.
- Fehlende Ziele oder Uneinigkeit: Jeder in einem Unternehmen hat eine Aufgabe. Mit diesen Aufgaben kommen eigene Ziele. Diese sind oft nicht ganz explizit und noch seltener transparent für alle. Unklare oder widersprüchliche Ziele führen jedoch zu einer schwachen Strategie. Auch erschweren sie den Dialog, denn die Ziele haben oft keine klare Hierarchie.
- Nichtbeachtung von Risiken: Jede Strategie beruht auf Annahmen. Die meisten Unternehmen haben kein klares, gemeinsames Bild ihrer eigenen Annahmen. Dies erzeugt ein Risiko in sich selbst. Dazu kommt, dass im Mittelstand eine klare Risikomanagementstrategie eher selten ist. Risiken sind oft ein Bauchgefühl, aber kein strukturierter Prozess, in dem Risiken aufgelistet, bewertet, nachverfolgt und mit einer Mitigationsstrategie versehen sind.
- Mangelnde Flexibilität: Eine Strategie muss anpassbar sein, um Marktveränderungen zu überstehen. Doch oft fehlt es an Prozessen, wie die eigene Strategie eigentlich angepasst wird. Das verlängert die Zeit zwischen Veränderungsimpuls und -reaktion.
- Schwache Umsetzung: Selbst die beste Strategie bringt nichts, wenn sie nicht im Alltag gelebt wird. Doch dies erfordert ein Strategieverständnis in der gesamten Belegschaft. Diese sind jedoch in die Entwicklung der Strategie selten wirklich eingebunden. Daher fühlen sie sich auch hinten raus oft wenig mit der Strategie verbunden. Kommunikation und Identifikation der Mitarbeiter mit der Strategie gehören ebenfalls zur Strategiequalität.
Ein dramatisches Beispiel für gescheiterte Strategiequalität ist Kettler. Das einst erfolgreiche Freizeitgeräte-Unternehmen verpasste den Anschluss an neue Trends wie Fitnessstudios und E-Bikes. Die fehlende strategische Neuausrichtung führte letztlich zur Insolvenz [Handelsblatt Bericht].
Strategiequalität gezielt verbessern: Maßnahmen für den Mittelstand
Die gute Nachricht: Mittelständische Unternehmen können die Qualität ihrer Strategie mit überschaubarem Aufwand deutlich erhöhen. Hier einige praxisbewährte Maßnahmen:
- Zeit für Strategieentwicklung reservieren – Ohne feste Zeiten für strategische Überlegungen bleibt Strategie Nebensache.
- Vision und Ziele definieren – Ein gemeinsames Zukunftsbild sorgt für Orientierung.
- Datenbasierte Analyse nutzen – Entscheidungen sollten auf Marktanalysen und internen Stärken beruhen.
- Mitarbeiter einbinden – Die Akzeptanz steigt, wenn Teams frühzeitig involviert werden.
- Strategie messbar machen – Klare Ziele und Meilensteine erleichtern die Umsetzung.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung – Eine Strategie ist kein starres Konstrukt.
- Externe Unterstütung einholen – Berater oder Workshops helfen, blinde Flecken aufzudecken.
Praxisbeispiel Laurastart SA: Strategiequalität entwickeln in der mittelständischen Praxis
Die Laurastar SA, ein Schweizer Hersteller von Dampfbügeleisen, sah sich in einem stagnierenden Markt mit intensiver Konkurrenz der Herausforderung gegenüber, neue Wachstumsimpulse zu finden. Um ihre Kernkompetenz im Bereich Dampftechnologie weiter zu nutzen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder zu erschließen, entschied sich das Unternehmen für eine strategische Neuausrichtung.
Strategieentwicklung:
Laurastar entwickelte zunächst 14 verschiedene Wertversprechen und Geschäftsideen rund um ihre Dampftechnologie. Drei dieser Konzepte wurden ausgewählt und in sogenannten Sprints intensiv getestet. Durch Kundenbefragungen und Marktanalysen evaluierte das Unternehmen die Erfolgsaussichten der einzelnen Ideen. Schließlich entschied sich Laurastar für die Entwicklung eines tragbaren Dampfreinigers namens IGGI. Dieses Produkt bietet nicht nur die Möglichkeit, Kleidung schnell zu glätten, sondern auch Gegenstände wie Möbel und Spielzeug zu desinfizieren. Damit erschloss Laurastar neue Kundengruppen, darunter Hotels und Krankenhäuser, und etablierte ein Geschäftsmodell, das auf den Massenmarkt abzielt. LAURASTAR.COM
Umsetzung und Ergebnisse:
Die Markteinführung des IGGI im Jahr 2020 ermöglichte es Laurastar, sich erfolgreich in neuen Marktsegmenten zu positionieren und zusätzliche Umsatzquellen zu generieren. Der IGGI nutzt die exklusive Dry Microfine Steam (DMS)-Technologie von Laurastar, die Dampf mit einer Geschwindigkeit von bis zu 104 km/h und einer Temperatur von bis zu 153°C erzeugt. Diese Technologie eliminiert 99,9% der Viren (einschließlich Coronaviren), Bakterien und Milben in wenigen Sekunden, ohne die behandelten Materialien zu beschädigen.
Durch die strategische Erweiterung ihres Produktportfolios konnte Laurastar nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten, insbesondere während der COVID-19-Pandemie.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie mittelständische Unternehmen durch gezielte Strategieanpassungen und die Entwicklung innovativer Produkte neue Märkte erschließen und langfristigen Erfolg sichern können.
Fazit: Strategiequalität als Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg
Für Geschäftsführer im Mittelstand lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Strategiequalität des eigenen Unternehmens zu werfen. Sie ist ein immaterielles Asset, das langfristig über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Unternehmen mit hoher Strategiequalität sind schneller, widerstandsfähiger und profitabler.
Doch Strategie ist kein einmaliges Projekt – sie muss kontinuierlich gepflegt und angepasst werden. Wer das Thema ernst nimmt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Denn am Ende gilt:
Eine klare Strategie heute ist der Erfolg von morgen.